Freitag, Februar 12, 2016

Aga-Anfänge

Bei mir ist schon eine kleine Ewigkeit her (1995?) und anfangs befand ich den Schwanz zu kurz. Aber er ist praktischer für den aufrechten Gang und für barrierefreie Drehungen auf der Schulter.
Irgendwie waren mir Agaporniden vorher nie aufgefallen. Sind ja ooch recht klein, abgesehen von der großen Klappe, sobald sie sich wohlfühlen.

Wie dran gekommen? Ich hatte ihn ("Friedrich Schlesinger" alias Fritzi) zunächst nur urlaubsvertretungsweise, aber ich war schon geneigt, die Rückgabe zu unterschlagen. 
Später kaufte ich ihn dann einfach dem Sohn von Frau Schlesinger ab, denn in meiner Familie voll frei und total integriert. Oder war es umgekehrt? Wahrscheinlich beides. 

Fritzi hatte zu lange ohne Artgenossen gelebt und war so sehr auf Menschen gepolt, dass er alle sonstigen Lebewesen etwas arg hasste, auch den Kater unserer Nachbarin, weshalb er dann schnell in Vorbeugehaft zu nehmen war, damit er den Kater (Jimmy Carter) nicht bekämpfte. Der Kater wiederum wurde sich über all die Jahre nicht einig, ob der kleine Fritzi "eine gefährliche Macke" hat oder vielleicht doch wie ein ganz normaler Vogel schmecken würde. 

Besuchern gegenüber war Fritzi sehr aufgeschlossen und nahm an Besprechungen teil: 
- Wenn sich jemand bei Konferenzen zu sehr aufregte, dann rannte Fritzi quer über den Tisch auf den Jemand zu und krähte ihn an, alles lachte - und der Deliquent musste sich abregen. 
- Wenn sich jemand Notizen machte, befand Fritzi es als verdächtig und bekämpfte den Kugelschreiber so sehr, dass auch nüscht notiert werden konnte, was mir später hätte schaden können. 

Sehr teuer war er, denn er ließ sich vom Personal von morgens bis abends betüddern oder schmiss in der Küche Tassen auf den Boden, wenn sich nicht um ihn gekümmert wurde, ...

Irgendwann (er war ca. 14 Jahre alt) ließ plötzlich seine Flugkraft nach, aber er verhielt sich noch normal lieb&frech. Tags drauf am Nachmittag, knapp 20 Leute in Konferenz und vermissten ihn, weshalb ich dachte, er sei aller Gewohnheit entgegen entflogen und ihn mit Konferenzteilnehmern draußen suchend, aber nach 20 Minuten war er dann unter dem Konferenztisch auf dem Rücken liegend tot entdeckt. 

Dass er schon alt und womöglich noch älter war, konnte nicht trösten. Monatelang diese Leere und diese Stille. Kein schreiender Pieper, ganz schlimm. Einen Aga zu verlieren kann schlimmer sein als ... - man darf es kaum sagen, ...

Und als dann Jahre später Christiane am 10.Mai 2009 mit Zwitschi nach Hause kam & ich am nächsten Morgen von seinem Gebrüll aus dem Schlaf gerissen wurde, war ich sooooooo (unbeschreiblich) glücklich & musste sooooo lachen, während Christiane bis dato nur Welli-Erfahrungen hatte und etwas "irritiert" war. 
Dann kam Murkel hinzu. Das Glück war perfekt. Dann die schlimmsten (verschuldeten) Schicksalsschläge ... 

Heute haben wir 12 Kleinkriminelle, was wir niemandem guten Gewissens empfehlen können, aber auch nicht missen mögen. 

Agas kosten Nerven, Zeit & Geld, aber wenn man sich ihnen öffnet, dann sind sie eine Bereicherung. Und die Koordinaten verschieben sich: Urlaub? Prima. Fernreisen? Unwichtig. Denn von Agas Urlaub brauche ich nicht. Wozu großes Auto, wozu das schnellste Motorrad? Es genügt, dass meine Pieper die größte Klappe haben und sich nicht ans Tempolimit halten. 

Es gibt Leute, die werfen Leuten wie mir vor, Tiere zu vermenschlichen. Naja, Agas bauen viel Mist, aber ich sehe meine Pieper keine Atomwaffen bauen. So sehr wie Menschen scheinen sie mir dann wohl doch nicht. 
Mir kommt es oft umgekehrt vor: Dass Menschen durch Agas vermenschlichen. Und das kann keine Sünde sein